Nils Brun ist Schweizermeister!
Was für ein Rennen!
Um 9 Uhr morgens starteten wir zur Strassen Schweizermeisterschaft in Märwil (TG). Es galt 175 Kilometer und 2120 Höhenmeter zu absolvieren. Die Strecke hatte zwar nur einen rund 1 Kilometer langen Anstieg, doch diesen galt es 17-mal zu absolvieren.
Gleich von Beginn an wurde ein hohes Tempo gefahren. Deshalb schaute ich, dass ich stets in den vorderen Positionen fuhr. Die aktive Fahrweise zahlte sich aus, denn die Favoriten griffen abwechselnd schon in den ersten Runden an. Nach etwa 5 Runden waren in der ersten Gruppe nur noch etwas mehr als 20 Fahrer übrig und bei meiner Bestandesaufnahme stellte ich fest, dass ich der letzte verbleibende Elite National Fahrer war. Kurzzeitig kamen zwar einige wieder zurück, doch bald war ich wieder allein. Meine Taktik war klar: «Möglichst lange an der Spitze dranbleiben».
Einige Runden war eine 4-köpfige Spitzengruppe, unteranderem mit dem letztjährigen Schweizermeister Reichenbach aus der FDJ Mannschaft rund um Küng, an der Spitze. Da die meisten Favoriten bei ausländischen Teams angestellt sind, hatten diese keine Helfer und mussten selbst die Nachführarbeit leisten. Mit einem konstant hohen Tempo wurde nachgeführt, so kam es in Runde 9 wieder zum Zusammenschluss. Kurz darauf lancierte Stefan Küng den entscheidenden Angriff. Nun war ich das erste Mal richtig am Limit, doch ich hielt den Anschluss an die Verfolgergruppe, die erfolglos versuchte Küng einzuholen. Nach einiger Zeit kam etwas Ruhe in die Gruppe und ich konnte etwas durchschnaufen. Ich fühlte mich immer noch gut und übernahm die eine oder andere Führung. In Runde 13 von 17 wurde das Tempo wieder etwas erhöht und ich verlor den Anschluss an die Gruppe. Einige 100 Meter nach dem Aufstieg gelang mir zwar noch einmal der Anschluss, doch bereits eine Runde später konnte ich der Gruppe definitiv nicht mehr folgen, sodass ein rund 30 Kilometer langes Einzelzeitfahren begann.
Da ich bisher noch nie ein Rennen über mehr als 125 Kilometer bestritten habe, ist es eigentlich auch nicht erstaunlich, dass mir gegen Ende etwas die Kraft ausging. Mein Schweizermeistertitel
war theoretisch bereits eine Runde vor Schluss klar, da die Gruppe rund um den Zweitplatzierten, von Küng noch überrundet wurde. Einige Kilometer vor dem Ziel überholte mich aber plötzlich ein Fahrer und ich dachte ich sei den Titel los! Dementsprechend war ich beim Zieleinlauf etwas enttäuscht und freute mich nur verhalten. Im Ziel teilte mir dieser Fahrer jedoch mit, er sei von mir überrundet worden und ich sei Schweizermeister! Es ist mir rätselhaft, weshalb ich beim Zieleinlauf nicht einmal mehr den Speaker hörte!
Ich konnte es kaum glauben und war überglücklich! Das erste Mal trug ich also das Schweizermeistertrikot und die Nationalhymne wurde für mich gespielt!
Nach einer Saison mit einigen Rennen, die nicht ganz so gut liefen, ist dieser Schweizermeistertitel umso schöner!
Herzlichen Dank an meine Familie, Unterstützer, Sponsoren und Freunde für die grossartige Unterstützung!