Gefühlschaos
Gemäss Saisonplanung stand Ramona Kupferschmieds European DH Cup in Les 2 Alpes (FR) auf dem Programm. Hier ihr Bericht:
«Ein Wochenende mit vollem Gefühlschaos. Das ganze Programm hatte ich durch, als ich am Sonntag nachhause fuhr. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Strecke war trocken, extrem schnell und herausfordernd. Während des Trainings am Freitag und Samstag konnte ich das Fahren kaum geniessen. Ich mochte die Strecke eigentlich, aber ich hatte Angst. Angst bei den schnellen Geschwindigkeiten wieder auf den Kopf zu fallen. Des Weiteren war es hart für mich die Informationen, welche so schnell auf mich zu kamen, zu verarbeiten. Auch einige Sprünge waren nicht ohne. Ich hatte mehrere Male Glück und konnte mich vor groben Stürzen retten. Das ganze Wochenende bin ich tatsächlich nie gestürzt. Ich war nervös, sehr nervös. Die Qualifikation fuhr ich sicher und entspannt, sprang auch nicht alle Sprünge. Ich wurde 13. Irgendwie weiss ich nicht was ich erwartete, aber ich war doch enttäuscht von meiner Leistung. Ich wusste nicht wo mir der Kopf stand. Am Samstag hatte ich dann noch technische Probleme mit meiner Gabel. Nach dreistündiger Doktorarbeit war mein Bike um 21:00 Uhr endlich wieder fahrbereit. Bis dahin hatte ich weder geduscht, noch etwas gegessen. Ich war tatsächlich kurz davor, meine Sachen zu packen und nachhause zu gehen. Doch es braucht schon viel bei mir, dass ich „aufgebe“. Also gab ich dem nächsten Tag, dem Sonntag noch eine Chance. Ich machte 2 Training-Runs. Ich versuchte meinen Kopf und die Stimmen, welche Angst vor einer erneuten Gehirnerschütterung hatten, etwas verstummen zu lassen. So sprang ich bereits im ersten Trainings-Run am Sonntagmorgen alle Sprünge. Ich fühlte mich etwas besser und selbstsicherer. Beim zweiten Run jedoch, hatte ich wieder knapp einen groben Sturz über einen Sprung.
Ich zog mich danach zurück, ging die Strecke und die Sprünge im Kopf noch X-mal durch. Schliesslich war es Zeit, mit dem Sessellift an den Start des Finales zu fahren. Ich schaute in die fantastische Bergwelt, zog die Mundwinkel hoch und sog die Energie der schönen Landschaft auf. Ich machte mir klar, wie sehr ich mir das immer gewünscht habe, Downhill meine Passion ausleben zu können. Ich freute mich auf den Run und darauf einfach Gas zu geben. Das machte ich auch.
Die Strecke war extrem ausgefahren. Kurven waren teilweise einfach nicht mehr existent, waren weggebrochen. Tiefe Löcher haben sich gebildet. Es gab viele Unfälle an dem Wochenende. Ich versuchte am Limit zu fahren, so dass es aber noch plus minus kontrollierbar war. An einigen Stellen, in einigen Kurven liess ich doch etwas Zeit liegen. Unten angekommen war ich erstmal froh, es geschafft zu haben. Alles hinter mir zu haben. Der Run hat Spass gemacht! Das erste Mal an diesem Wochenende, dass ich doch noch Spass hatte.
Es verging etwas Zeit und ich hatte absolut keine Ahnung, welche Rangierung oder welche Zeit ich gefahren hatte. Immer wieder hörte ich von einigen, dass sie glauben, ich sei auf Rang 5. Das konnte ich kaum glauben. Ich wusste bis kurz vor der Rangverkündigung nicht, ob ich nun auf dem Podest bin oder nicht. Es fiel schliesslich mein Name. Ich fühlte tiefe Genugtuung. Ich hätte alles erwartet aber bestimmt keinen Podestplatz. Ich bin extrem stolz, wie ich diese Höhen und Tiefen an diesem Wochenende gemeistert habe. Ich bin stolz nach den langen und gravierenden Verletzungsproblemen, welche ich hatte. Das ganze Training hat sich am Ende wohl doch ausgezahlt.»
Hier gehts zu zwei Videos: https://drive.google.com/drive/folders/1kBC7Hljmz-X5We6XLYFnFy_2VP2nRzVe?usp=sharing
Kommentar Team-Management: Da bleibt uns herzlich zu gratulieren. Wie Du dieses Wochenende selber gemeistert hast, ist bemerkenswert!
Wie geht es weiter? Ramona wird wie geplant in zwei Wochen an die Europameisterschaft in Champéry (CH) reisen. Junior Paroz wird sie, gemäss heutiger Planung begleiten. Am gleichen Wochenende wird Benj Weber einen Lauf der Swiss Enduro Series in Airolo bestreiten. Samel Schneider wird wie geplant am 18. August wieder an einem Lauf der nationalen Serie Hot Trail in La Berra teilnehmen.